Zirkuläre Stadt. Zirkuläres Bauen. Denkmalpflege?

Grafik: Cheng-Fang Lee, Rose Schuller
Durch die Brille der Denkmalpflege betrachtet tun sich in Bezug auf eine dringend gebotene Bauwende Widersprüche auf: etwa zwischen dem Erhalt von Bausubstanz in situ und dem Kreislaufgedanken von „urban mining“ oder der „zirkulären Stadt“. Gleichzeitig eint diese und weitere Konzepte mit der Denkmalpflege ein Überlieferungsanspruch und die Sorge um den Bestand.
Der Band „Zirkuläre Stadt. Zirkuläres Bauen. Denkmalpflege?“ vereint die Ergebnisse eines gleichnamigen Studierendenprojekts aus dem Wintersemester 2022/23 in den Bachelorstudiengängen Architektur und Urbanistik an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar. Ihnen zur Seite gestellt sind Fachbeiträge verschiedener Autor*innen die sich ebenfalls mit der Frage beschäftigen, wie Denkmalpflege und Zirkularität zusammen oder eben bezogen auf ihre eigenen Stärken gedacht werden können. Ein umfassendes Glossar aktueller Begriffe rund um das Thema ergänzt diese Auseinandersetzung.
Grafik: Meret Stockhecker
Die Diskussion um Zirkularität, Ressourcenschonung und Bestandserhalt steht auch im Zentrum unseres Projekts LEHM–BAU–KULTUR in der Schwemme. Als historisches Bauwerk wird die Schwemme nicht nur denkmalgerecht saniert, sondern zugleich als Lernort für nachhaltiges Bauen neu interpretiert. Dabei treffen traditionelle Techniken wie Lehmbau auf zeitgenössische Fragen der Bauwende: Wie lässt sich vorhandene Substanz mit zirkulären Prinzipien verbinden? Wie können Reparaturfähigkeit, Umnutzung und Materialkreisläufe in der Praxis gelebt werden? Die Schwemme versteht sich als experimenteller Ort, an dem Denkmalpflege, ökologische Baustoffe und gesellschaftliche Transformation zusammen gedacht und praktisch erprobt werden.
Das Buch wird in Anwesenheit der Herausgeber*innen präsentiert. Im Anschluss wollen wir ins Gespräch kommen.
Mit dabei sind:
Foto: Mia Grau
Andree Weissart
Gastprofessor an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle (Saale), Fachbereich Innenarchitektur, Schwerpunkt Bauen im Bestand (ab Sommersemester 2025)
Andree Weißert ist Architekt, Designer und Gründer des interdisziplinären STUDIO ANDREE WEISSERT in Berlin. Nach einer Zimmererausbildung und einem Architekturstudium arbeitete er u.a. bei Sauerbruch Hutton und gründete 2009 sein eigenes Studio. Sein Fokus liegt auf komplexen Umbauten im Bestand, Möbel- und Raumgestaltung sowie experimentellen Projekten wie den international bekannten Atomtellern. Neben Auftragsarbeiten für private und institutionelle Kund:innen engagiert er sich für eine kooperative und nachhaltige Arbeitskultur und reflektiert in seiner Arbeit die Verantwortung von Gestaltung in Zeiten ökologischer Herausforderungen.
Mehr Infos: andreeweissert.com

Dr. Franziska Knoll
Referatsleitung Forschung Stab, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt & Bündnisleitung GOLEHM-Initiative
Franziska Knoll studierte Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Vor- und Frühgeschichte an der Universität Regensburg. 2016 promovierte sie an der Universität Jena zu prähistorischer Wandmalerei in Mitteleuropa. Im Anschluss lehrte und forschte sie bis 2021 am Lehrstuhl für Prähistorische Archäologie der Universität Halle-Wittenberg. Seitdem ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und tätig und für diverse Forschungsprojekte im In- und Ausland verantwortlich; darunter das WIR!-Bündnis GOLEHM, das sich der Wiederbelebung des traditionellen Lehmbaus in Mittedeutschland verschrieben hat. Der Baustoff Lehm kann wie kein anderer wieder- und weiterverwendet werden, Hinweise auf Baustoffrecycling finden sich auch in historischen (denkmalgeschützten) Gebäuden.
Christine Dörner
Herausgeberteam der Bauhaus-Universität Weimar, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fakultät Architektur und Urbanistik an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte
Christine Dörner studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und am Washington Alexandria Architecture Center der Virginia Tech. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als angestellte Architektin in Berlin und Hamburg und ab 2018 als selbstständige Architektin in Weimar. Seit 2020 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte. In Lehre und Forschung beschäftigt sie sich mit Praktiken von Denkmalpflege und Bauerhaltung und dem Erforschen von Identitäts- und Erbe-Konstruktionen, in architektonischen, aber auch städtischen und regionalen Maßstäben. Als sowohl praktisch tätige als auch forschende Architektin gilt ihr besonderes Interesse dabei Techniken des Bestandserhalts im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits- und Ressourcenfragen, sowie historischen Bauweisen. Sie promoviert derzeit zu Walzterrazzo als historischer Handwerkstechnik und ist aktives Mitglied des gemeinnützigen Haus Bräutigam e.V., der das ehemalige Sommerfrische-Haus Bräutigam im Schwarzatal im Thüringer Wald nach fast drei Jahrzehnten Leerstand instandsetzt und reaktiviert.
www.instagram.com/hausbraeutigam/
Christian Feigl
Christian Feigl, geboren 1963 in Halle (Saale), absolvierte eine Ausbildung zum Schmied und ist seit 1983 ehrenamtlich als Denkmalpfleger aktiv. Er ist Gründungsmitglied des Arbeitskreis Innenstadt e.V. (AKI). Seit 2008 betreibt er den Denkmalbauhof Halle, einen Handel für historische Baustoffe. Neben seinem langjährigen Engagement im Bereich Stadtumbau und Baukultur war er ab 1990 kommunalpolitisch aktiv – unter anderem am Runden Tisch der Stadt Halle, als sachkundiger Einwohner und von 2013 bis 2024 als Stadtrat, zuletzt als Vorsitzender des Planungsausschusses.

Christian Hartwig
Architekt rund um die Schwemme, Halle (Saale) und weiteren Projekten, Arbeitskreis Innenstadt e.V. (AKI)
Christian Hartwig ist Freier Architekt und Denkmalpfleger aus Halle (Saale), studierte Architektur in Dresden sowie Denkmalpflege in Halle und Dessau. Nach angestellter und freier Mitarbeit in unterschiedlichen Architekturbüros gründete er sein eigenes Büro CHRISTIAN HARTWIG | architektur im Jahr 2013. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Erhalt denkmalgeschützter Bausubstanz, dem Nachhaltigen Bauen sowie dem Bauen mit Holz und Lehm. Zu diesen Themen veröffentlicht er Publikationen in Kooperation mit Universitäten und Hochschulen oder dem WEKA Media Verlag. Bei seinen Projekten bewegt er sich regelmäßig im Spannungsfeld von Denkmalpflege, Bestandserhalt und zukunftsfähigem Entwerfen zur Anpassung an zeitgemäße Nutzungen. Dabei spielt immer wieder auch die Wiederverwendung und Kreislauffähigkeit von Materialien eine große Rolle. Ehrenamtlich engagiert er sich in verschiedenen Halleschen Vereinen für Stadtumbau, Denkmalpflege und Baukultur. Zudem wirkte er viele Jahre im Planungsausschuss der Stadt Halle (Saale) als Sachkundiger Einwohner mit.
Zum Podcast mit Christian Hartwig.
Zum Buch Zirkuläre Stadt. Zirkuläres Bauen. Denkmalpflege?
Kirsten Angermann, Christine Dörner, Hans-Rudolf Meier, Rose Schuller (Hg.): Zirkuläre Stadt. Zirkuläres Bauen. Denkmalpflege? (IfEU EDITION – Schriftenreihe des Instituts für Europäische Urbanistik), Ilmtal-Weinstraße: Bauhaus-Universitätsverlag 2024.
asw-verlage.de/katalog/zirkulaere_stadt__zirkulaeres_ba-2638.html
Copyright: Bauhaus-Universitätsverlag
Die Veranstaltung ist kostenfrei – eine Anmeldung ist nicht nötig. Wir freuen uns aber sehr über's Weitersagen!
06108 Halle (Saale)
Deutschland