Hier bin ich – der „Neue“ im Team der Schwemme! Schon seit einigen Jahren wimmeln jährlich neue junge Menschen als FSJler*innen auf der Baustelle umher – das freiwillige soziale Jahr in der Denkmalpflege bei der Jugendbauhütte Quedlinburg, ein Programm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, beginnt jedes Jahr zum September.
Das ist jetzt ja schon einige Monate her, daher will ich meine bisherige Zeit im Haus des Pelikans nun rekapitulieren.

Am Anfang war die Musik
„Wie kam es dazu, dass du jetzt nach Halle ziehst? -Ach so, ein FSJ also. Und was ist eine Schwemme?“ So oder so ähnlich lauteten die Fragen meiner Freunde, Verwandten und ehemaligen Mitschüler*innen. Wie ich dann auf die Jugendbauhütte gekommen bin, ist ein großer glücklicher Zufall. Keine Reklame, Werbung oder Stellenanzeigen, – nein, eine Bandprobe in Leipzig war es. Eine meiner Vorgängerinnen an der Schwemme, Sonja, ist Mitglied einer parallel agierenden Band – und so kam es dazu, dass sich durch ihre Anekdoten der Gedanke eines FSJs in der Denkmalpflege und der Schwemme in meinem Bewusstsein einpflanzte.
Weniger als ein Jahr später trägt der Baum, welcher aus diesem Gedanken entsprang, die ersten Früchte!

Denk mal an den Denkmaltag
Schon eine Woche nach meinem ersten offiziellen Tag als Schwemmling ging es los – der Tag des offenen Denkmals. Jedes Jahr aufs Neue stellen sich an diesem Tag die unterschiedlichsten Denkmale vor – auch wir waren 2025 wieder dabei! Bei herrlichem Wetter, schmackhaften Leckerbissen und bester Laune wird das Gebäude und Projekt den Gästen vorgestellt. Für mich ein erster Vorgeschmack, welch mannigfache Fragen da so auf einen zukommen können!
Nach zwei Wochen Seminarfahrt in Quedlinburg kehrte ich zurück und die letzte Septemberwoche widmete sich dem Lehm: Das Ausfüllen und Ergänzen der Gefache eines Fachwerkhauses kann auf verschiedenste Weisen erfolgen. Zuerst erprobte ich mich darin, „Lehmzöpfe“ um Holzstaken zu wickeln – danach lernte ich das Mauern mit Lehmsteinen und zuletzt, um letztendlich Fehlstellen eines bestehenden Gefaches zu ergänzen, mein bisheriger Favorit unter den Techniken: der Lehmschlag. Einfach den Lehm mit der Hand in die Wand zu „schlagen“, bedarf in Wirklichkeit ein gewisses Feingefühl, wie ich lernte, als zum wiederholten Mal Lehm in alle Richtungen spritzte… auch der Grad an Enthusiasmus will gelernt sein!

Mein neu erlerntes Wissen konnte ich zugleich fortentwickeln und unter Beweis stellen, als ich im Oktober unterstützend an einem unserer Lehmworkshops mit dem Schwerpunkt Lehmstaken teilnahm. Bernd Hesse erklärte den Teilnehmenden die Techniken und Tricks für das Arbeiten mit Lehm im eigenen Haus.

November – es geht voran!
Gleich zum Anfang des vorletzten Monats fand im alten Kaufhof am Marktplatz das Silbersalz Science- & Media Festival statt. Im ersten Stock – kaum zu übersehen – waren auch wir präsent! Interessierte erfuhren hier alles über das Schwemme-Projekt und das Bauen mit Lehm. Diejenigen, egal ob jung oder alt, die das Thema besonders erfasste, konnten sich gleich daran probieren, selbst einen Lehmstein herzustellen oder Lehmwickel in ein Fachwerkmodell einzusetzen.

Darauf folgte für mich eine weitere Woche in Quedlinburg, dieses Mal führte ich im ehemaligen Rittergut Gröningen Zimmererarbeiten durch – erneut eine wahre Bereicherung für alle auf der Baustelle. Zurück an der Saale verschlug es mich eine Woche später in das östliche Gewerbegebiet, zur Station Endlos. Im Rahmen des Musik.Kultur.Know.How.Symposiums fand dort die Gründung des Vereins Netzwerk Musikveranstaltende Halle e.V. statt. Das ist ein Verein, der die Kultur- und Musikszene in Halle vertritt und fördert. Dort, wo sonst heiß aufgelegt wird, ergab sich mir die Möglichkeit, als Vertretung für das zukünftige Mitglied, den Förderverein Schwemme e.V., präsent zu sein und dem Prozess einer Vereinsgründung beizuwohnen.

Der Winter kommt
Wenn die Temperaturen sinken, liegt das Bauen mit Lehm im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis. Aber das heißt nicht, dass es nicht genug zu tun gibt! Die Arbeiten in der Brauerei und den Innenräumen sind weiterhin Teil der Tagesordnung, sowie, wie alle Jahre wieder, die Weihnachtszeit. Ein großer Herrnhuter Stern schmückt die Nordwand der Tenne, in welcher unser Weihnachtsmarkt vorbereitet wird. Zum Nikolausabend wird es im Keller gemütlich – Glühwein, Kinderpunsch und Live-Musik. Mit My Campfire Songbook läuteten wir die Weihnachtszeit ein und am anschließenden Wochenende fand unser Advents-Kreativmarkt in Tenne und Keller statt. Zahlreiche Aussteller*innen bereicherten die Räumlichkeiten mit Handgemachtem, wobei das Schwemme-Team sich um das leibliche Wohl kümmerte.

Im Dezember folgte für mich ein weiterer Abstecher nach Quedlinburg, um das 30-jährige Jubiläum der Stadt als UNESCO-Weltkulturerbe mit der Jugendbauhütte zu zelebrieren, bis der Weihnachtsurlaub los ging. Nach einem erfolgreichen Rutsch ins neue Jahr geht es, trotz der unbequemen Temperaturen im innen- und Außenbereich tatkräftig weiter. Ich freue mich nicht nur auf die weiteren alltäglichen Geschehnisse in der Schwemme, sondern auch ganz besonders auf die öffentlichen Veranstaltungen. Bis bald vor Ort!
Linus Moske
