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Einblicke in die Rekonstruktion historischer Tapeten zum Tag des offenen Denkmals in der Schwemme

Bei Beräumungsarbeiten im Südteil, dem ehemaligen Wohnhaus des Braumeisters, wurde im Jahr 2020 hinter mehreren Putzschichten eine weitgehend erhaltene Papiertapete aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Mit einem weißen, stilisiert floralen Rapport (erinnert an eine Spitzendecke) auf strahlend blauem Fond (= Hintergrund) sowie zwei Bordüren, ist die Tapete ein interessantes und ungewöhnliches Beispiel für eine biedermeierliche Raumausstattung.

Papierrestauratorin Philine Schneider präsentiert ausgewählte Fragmente

Die Tapete wurde 2022 Gegenstand der Masterarbeit von Philine Schneider im Fachbereich Papierrestaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ein Teil der Arbeitsergebnisse wird zum Tag des Denkmals präsentiert: Ein kleines Konvolut konservierter Tapetenfragmente hinter Glas und Plakate mit Ausstellungstext, wie das Alter der blauen Tapete bestimmt werden konnte.

Auch Franz Rewoldt beschäftigt sich mit der Restaurierung und Rekonstruktion historischer Tapeten sowie Papierstuck. Er ist angehender Diplom-Restaurator und hat die Schwemme im Frühjahr 2024 besucht. Der kommende Tag des offenen Denkmals in der Schwemme bietet eine gute Gelegenheit, auch in diese Geschichte hinter seiner Arbeit und die handwerkliche Kunst der historischen Tapetenrekonstruktion einzutauchen.

Im Zuge der Untersuchung der o.g. Bretterwand aus dem Südteil der Schwemme wurden insgesamt vier verschiedene Schichten sichtbar, jede mit ihren eigenen Besonderheiten und künstlerischen Techniken. Auf der Seite einer blauen Tapete entdeckte Franz zunächst einen hellblaugrauen Fond mit Malereien im Sockelbereich, am Deckenanschluss und auf der Wandfläche. Die Farbpalette umfasst Rot, Rosa, Ocker, Grün und Schwarz. Eine weitere Schicht zeigt einen weißen Wandfond mit reduzierter, feiner Gestaltung, die jedoch noch nicht detailliert untersucht werden konnte. Eine dritte Ebene besteht aus einer handgedruckten Tapete mit rotem Fond, die durch ornamentale und florale Muster verziert ist. Diese ist heute nur noch in Resten erhalten. Die aktuellste und am besten erhaltene Schicht ist die sichtbare blaue Tapete mit aufwändigen Bordüren im Sockel- und Deckenbereich. In einigen Bereichen wurde sogar Zeitungsmakulatur als Untergrund verwendet.

Digitale Rekonstruktion historischer Tapetenfunde am Tag des offenen Denkmals erleben

Des weiteren hat Franz auch eine graue Tapete untersucht. Dabei fand er in der ersten Schicht Hinweise auf einen hohen Sockel mit breitem Perlstab, allerdings ist diese Ebene noch nicht abschließend untersucht. Auch die nächste Schicht konnte bisher nur oberflächlich begutachtet werden. Eine dritte Ebene besteht aus einer noch weitgehend erhaltenen handgedruckten Tapete mit weißem Fond, die durch florale und ornamentale Muster in Farben wie Rot, Blau, Gelb und Grün geschmückt ist. Die vierte Schicht zeigt eine graue Tapete mit einer handgedruckten, beflockten schmalen Bordüre im Sockelbereich. Der Deckenanschluss konnte bisher nicht untersucht werden, vermutlich trägt er jedoch eine ähnliche Bordüre.

Auch diese Tapete zeigen wir digital rekonstriert im Barocksaal im Südteil der Schwemme.

Es ist ein großes Glück, dass diese wertvollen Informationen über die historischen Tapetenschichten noch erhalten sind. Eine detaillierte Untersuchung und Bearbeitung dieser Funde könnte weitere Erkenntnisse zutage fördern und zur Rekonstruktion dieser kunstvollen Tapeten beitragen. Die vorhandenen Sichttapeten in Grau und Blau bieten eine solide Grundlage für eine präzise Rekonstruktion und bewahren somit ein wichtiges Stück Kulturgeschichte. Wir sind gespannt auf weitere Erkenntnisse.

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