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Einblicke in die Sanierungs- und Umbauarbeiten – Teil 3

Baulicher Zustand des Gebäudes und Schadensbild

Die permanenten Anpassungen des baulichen Gefüges an die Anforderungen der Nutzung über die gesamte Geschichte des Gebäudes hinweg sorgte an vielen Stellen für Eingriffe mit statisch-konstruktiver Relevanz. Neben diesen Gefügeveränderungen gibt es Schäden durch holzzerstörende Einflüsse und durch Brandeinwirkung – oft überlagert sich das Schadensbild.

Im mittleren Gebäudeteil, dem Ursprungsbau, zwischen alter Darre und der massiven, geschossübergreifenden Trennwand, verweisen Reparaturen an der Holzbalkendecke über dem Obergeschoss auf Schäden, die sich auf die ursprüngliche Nutzung als Sudhaus zurückführen lassen. Die Eingriffe sind jedoch unzureichend ausgeführt worden, so dass die Zugwirkung der Balkenlage zur Aufnahme der Kräfte aus dem liegenden Kehlbalkenstuhl nur eingeschränkt gegeben ist. Infolge horizontaler Krafteinwirkung auf die Wände haben sich diese insbesondere auf der Ostseite im Laufe der Zeit weit nach außen bewegt. Genau in diesem Bereich weisen die Sparren und Kehlbalken auch die stärksten Brandschäden im noch vorhandenen Dachstuhl auf.

Im Erd- bzw. Obergeschoss befindet sich eine nachträglich eingebrachte und auf einem Unterzug lagernde Zwischendecke unter der Dachbalkenlage. Die Deckenlast wird derzeit von Hilfsstützen aus zweitverwendeten Masten alter Straßenlaternen abgefangen. Das Nutzungskonzept sieht einen Rückbau dieser Decke vor.

Die Schäden in der nördlichen Erweiterung beschränken sich auf die Substanzverluste an Holzbalken über dem Erdgeschoss, der ehemaligen Tenne. Die Unterteilung in Einzelräume zur Nutzung als Wohnungen sorgte für langanhaltende Kondensationsprobleme, die als ursächlich für die Schädigung der Balkenunterseiten angesehen werden können. Des weiteren weisen Teile der vormaligen Giebelwand des Mittelteiles, die nun den nördlichen Gebäudeteil nach Süden abschließt, im Erdgeschoss Schäden an Schwellholz und Stielen auf.

Die südliche Erweiterung verzeichnet zusammen mit einem sechs Sparrenfelder breiten Bereich des Ursprungsbaus den größten Schadensumfang durch Komplettverlust des Dachstuhles infolge der Brandeinwirkung und der anschließenden Sicherungsmaßnahmen. Löschwassereintrag und monatelange Bewitterung zogen außerdem erhebliche Schäden in den noch verbliebenen Decken durch Befall mit Echtem Hausschwamm nach sich. Dieser äußert sich durch bereichsweise Deckeneinbrüche und großflächige Abgänge von Deckenfüllungen sowie Schäden an den meisten Türrahmen und -futtern.

Das Schadensbild am Seitenflügel konzentriert sich auf die nördliche Fachwerkwand im Obergeschoss hin zum Hof und das in die Schwelle der Wand einbindende Deckenfeld über dem Erdgeschoss. Die Ursache dieses Schadens liegt vermutlich im jahrelangen Feuchteeintritt über Undichtigkeiten an Dächern und Bauteilanschlüssen der vielfach geänderten, hofseitigen Anbauten.

Die mehrfach umstrukturierte und völlig inhomogene Hofbebauung weist eine desolate Tragstruktur mit abgängigen Wand-, Decken- und Dachbereichen auf. Die Stützwand zum Mühlgraben hin ist hingegen standsicher und ungefährdet.

Maßnahmen am statisch-konstruktiven Gefüge

Notwendige Maßnahmen am statisch-konstruktiven Gefüge reichen von Reparaturen über Verstärkungen, Ergänzungen und Nachdimensionierungen an Einzelbauteilen bis hin zur geometrischen Rekonstruktion von ganzen Gebäudeteilen. Hierzu zählen u.a.:

  • Gefüge- bzw. Fachwerkreparaturen von Witterungs- und Brandschäden
  • Verstärkung und Nachdimensionierung von Bauteilen insbesondere von Unterzügen
  • Reparatur von Sparrengebinden über dem Mittelteil
  • Ergänzung statischer Knotenpunkte bei unkoordinierten Eingriffen infolge historischer Nutzung
  • Geometrische Rekonstruktion des südlichen Dachstuhles als doppelt stehender Stuhl
  • Geometrische Rekonstruktion des desolaten Hofanbaus als Ständerbau

 

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