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Einblicke in die Sanierungs- und Umbauarbeiten – Teil 1

Für alle die unseren letzten Newsletter (hier kann dieser abonniert werden) verpasst haben, geben wir hier einen ersten Einblick in unsere Planungsunterlagen zu unserem Sanierungs- und Umbauprozess, der sich in manchem ja vom sonst üblichen Vorgehen unterscheidet.

Unsere Schwemme in baugeschichtlicher Abfolge

Die maximale Ausdehnung des teilunterkellerten, zwei Vollgeschosse und drei Dachgeschosse zählenden Bauwerkes erstreckt sich von Nord nach Süd über eine Länge von ca. 46 m entlang des Mühlgrabens. Die maximale Breite von Ost nach West beträgt etwa 21 m. Die Grundfläche des Erdgeschosses liegt bei rund 645 m².

Die facettenreiche Umbaugeschichte mit ihren zahlreichen Eingriffen und Ergänzungen des Ursprungsgefüges lassen die Schwemme heute als ein Zeugnis der frühen industriellen Entwicklung Halles erscheinen. Dendrochronologische Untersuchungen, die Bestimmung des Alters der verbauten Holzbalken auf Grundlage der zeitlichen Zuordnung ihrer Jahresringe, gaben uns dabei interessante Hinweise zur Entstehungsgeschichte.

Der Ursprungsbau

Der teilweise unterkellerte Ursprungsbau befindet sich in der Gebäudemitte. Das Gebäude wurde von 1718 bis 1720 als Ständerbau mit doppeltem Kehlbalkenstuhl errichtet. Das Holz der verwendeten Fichten, Tannen und Kiefern wuchs ab 1622 und wurde ab 1712 geschlagen und von Flößern über die Saale zum Bauplatz gebracht.

Um weitestgehende Stützenfreiheit in der 1. Dachgeschossebene zu ermöglichen, wurde der untere Stuhl als liegender Stuhl, der mittlere als stehender Stuhl konstruiert. Die zeitlich nicht dokumentierte ursprüngliche Darre, überwiegend aus Feldsteinen gemauert, befand sich in Richtung Flussseite etwa mittig innerhalb der Längswand.

Das Sudhaus lag südlich davon und dessen Raumhöhe erstreckte sich über zwei Geschosse. Die dafür notwendige Ständerbauweise kennzeichnet den frühindustriellen Zweck des Gebäudes und ist heute noch in Teilen der Ostfassade abzulesen.

Die Westseite stellt sich heute mit massivem Erdgeschoss und darüber liegendem Sichtfachwerk dar. Die straßenseitige Teilunterkellerung als Tonnengewölbe umfasst weniger als die Hälfte der Hausbreite, erstreckt sich aber über die gesamte Grundrisslänge.

Die südliche Erweiterung

Die südliche Erweiterung, ebenfalls mit eigenständigem Giebel, aber zu Wohnzwecken und später als Gastwirtschaft dienend, schloss sich an das eigentliche Ende des Ursprungsbaus an und wurde bereits ein Jahr nach dem Kernbau errichtet.

Die massive Erdgeschosszone trägt ein verputztes Fachwerk im Obergeschoss. Giebel und Dachstuhl sind nach dem Brandereignis von 2015 und der anschließenden unsachgemäßen Notsicherung als Komplettverlust zu beklagen. Der bauzeitliche Dachstuhl wurde als doppelt stehender Kehlbalkenstuhl aufgeschlagen. Die Lastableitung erfolgte weitestgehend direkt durch übereinander stehende Stützen und Wände, stellt sich aber infolge umfangreicher Umbaumaßnahmen heute anders dar.

Verwiesen sei dabei insbesondere auf die Eingriffe nach 1919 zur Umverlegung der Treppe zwischen Erd- und Obergeschoss verbunden mit einer Umstrukturierung und räumlichen Ausdehnung nach Norden in den Ursprungsbau hinein mit Errichtung der massiven, inneren Trennwand.

Im nächsten Beitrag gehen wir genauer auf die nördliche Erweiterung, den Seitenflügel, die Darre sowie die südliche Veranda und die Hofbebauung ein.


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