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Geschichte der Rettung: Das Sandsteinrelief des Pelikans

Text: Henryk Löhr

Das 1718 auf dem vorstädtischen Strohhof bei Halle gegründete Brauhaus an der Schwemme trug einen Pelikan mit seinen Jungen als Zeichen. In der christlichen Überlieferung steht der Pelikan als Sinnbild für den Opfertod Christi und die Wiederauferstehung. So ist in einem mittelalterlichen Naturlehrbuch beschrieben, wie sich die Pelikanmutter mit ihrem Schnabel die Brust aufreißt, um ihre vorher von ihr selbst im Zorn getöteten Kinder durch Benetzung mit ihrem Blut zu neuem Leben zu erwecken. Dieses Bild mit seiner großen Symbolkraft war als Hauszeichen und Wappen sehr verbreitet.

Für das Brauhaus an der Schwemme ist der Pelikan mit seinen Jungen als Siegel aus der Gründungsakte belegt, alte Bierflaschen und Werbeschilder tragen das Bild ebenfalls. Am Brauereigebäude ist als Hauszeichen ein markantes Sandsteinrelief des Pelikans angebracht. Das Original stammt aus der Gründungszeit der Brauerei, 1895 wurde das stark verwitterte Relief in die neuverputzte Fassade integriert und fehlende Teile ergänzt. Seitdem hatten die Beschädigungen weiter zugenommen, eine Restaurierung war dringend notwendig.
Für dieses Vorhaben bewilligte die Dr. Marianne Witte-Stiftung 2021 eine Förderung. Der Steinbildhauer Bernard Chemin hat das Projekt unter Mitarbeit von Nicole Lehmann und Marian Romanus und in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden bis 2023 umgesetzt.

Die fragile Oberfläche des originalen Reliefs wurde gefestigt, um es für eine künftige sichere und sichtbare Bewahrung im Innenraum zu konservieren. Für die Präsentation an der originalen Stelle in der Außenwand sind die verlorenen Teile anhand von älteren Fotografien und einem vergleichbaren Relief in Magdeburg nachmodelliert worden. Nach dieser Vorlage wurde im Punktierverfahren eine bildhauerische Kopie in Sandstein gefertigt. Dabei ist eine sehr überzeugende Nachformung der Darstellung auf dem Relief gelungen, die im Juni 2023 in die renovierte Fassade eingefügt werden konnte.


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